Eine Exkursion nach Bergen-Belsen-
Ausflüge mit der Schule sollen doch eigentlich vom Schulalltag ablenken. So war es bisher auch. Man lernt praktisch neue Dinge außerhalb von der Schule, mit Spaß, Bewegung und seinen Freunden. So stellt sich jeder Schüler eine Exkursion vor. Doch am 26.09.2019 war dies für den zwölften Jahrgang nicht unbedingt der Fall.
Die Stimmung zu Beginn der Fahrt war gut, niemand ahnte, was wir dort zu sehen bekommen würden. Sicher, Bergen-Belsen war uns kein unbekannter Begriff, man wusste ungefähr, was sich dort zugetragen hat. Doch in welchem Ausmaß wussten wir eben nicht. Nach der langen Fahrt besichtigten wir zunächst im Dokumentationszentrum die Ausstellung über die Geschichte des Lagers. Diese öffnete uns erst einmal die Augen und wir erkannten, was wirklich geschah. Klar, wir sind mit Vorwissen dort reingegangen, aber Filmrollen und Dokumente aus dieser Zeit zu sehen, wie z.B. Fotos von verhungernden und gedemütigten Kriegsgefangenen oder auch Interviews mit Überlebenden, ist eine ganz andere Erfahrung.
Am schockierendsten war ein kleiner Raum, in dem Filmrollen gezeigt wurden, unter anderem von der Errichtung der Massengräber, die sich noch heute auf dem Gelände befinden. Das Bild der Leichenberge, die so groß waren, dass sie nach der Befreiung des Lagers mit einem Bulldozer in die Gräber geschoben werden mussten, brannte sich in unsere Köpfe ein.
Die Ausstellung umfasst die ganze Geschichte des KZs Bergen-Belsens, vom Kriegsgefangenenlager über das Konzentrationslager zum Displaced Persons Camp, einem von den Alliierten nach Kriegsende eingerichteten Camp zur Versorgung der ehemaligen Häftlinge, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen, welches von 1945-1950existierte ).
Nach der Ausstellung haben wir in Kleingruppen das Gelände erkunden können. Auf dem Gelände befinden sich die zahlreichen Massengräber, der eigentliche Gebäudekomplex existiert nicht mehr. Was uns besonders schockiert hat, waren die Massengräber, wo teilweise 800, 1000 oder sogar 5000 Menschen begraben wurden. Uns fehlten die Worte, um unsere Gefühle in diesem Moment beschreiben zu können. Wir waren fassungslos und traurig wegen der Menschen, die ohne einen Grund sterben mussten, aber auch wütend über die Menschen, die diese Menschen zu Tode gequält haben. Es war ein komisches Gefühl, auf dem Platz zu stehen, auf dem Tausende von Menschen starben.
Danach haben wir mit unseren Lehrern zusammen die Gedenkstätte Anne Franks besucht und einen Stein an ihrem Grab niedergelegt, so wie es im jüdischen Glauben Tradition ist.
Vom Grab sind wir am polnischen Holzkreuz vorbei zum Obelisken gegangen, der an die Opfer des KZs gedenkt. Wir wollten eigentlich nur noch in den Bus steigen und in unser geborgenes Zuhause zurückkehren.
Abschließend möchten wir betonen: So ein Ausflug wie dieser ist wichtig! Wir sind froh, dass wir das KZ Bergen-Belsen besuchen konnten, denn er hat viele Gedanken und Fragen aufgeworfen, die uns noch Jahre beschäftigen werden.
Jan Oberst, Niklas Vollrath, Jahrgang 12 der Gesamtschule Weierheide
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