Vorletzte Woche besuchten die Französischkurse des 8., 9. und 12. Jahrgangs (fortgeführte Fremdsprache) das alljährliche Kinofestival „Cinéfête“ des Institut Français in Essen und waren dem Ernst der Lage voll gewachsen.
Die 8er und 9er sahen einen Film (No et moi), in dem sich die 13-jährige Lou (vernachlässigt, da die Mutter depressiv ist) mit der 18-jährigen obdachlosen Nora (vernachlässigt, da die Mutter sich einen neuen Mann geangelt hat) anfreundet. Nora darf bei Lous Eltern einziehen, woraufhin Lous Mutter ihre Depression überwindet und Lou und Nora sich mit dem coolen Lucas (vernachlässigt, da seine Mutter einen neuen Freund hat und sein Vater in Brasilien arbeitet) anfreunden. Leider schafft Nora den Sprung aus der Obdachlosigkeit nicht, aber Lous Familie wächst an den Erlebnissen wieder zusammen. Also nur ein sehr bedingtes Happy-End.
Auch für die 12er stand weder Action noch Comedy auf dem Programm, sondern ein sehr unrühmliches Kapitel in den deutsch-französischen Beziehungen, die momentan zu recht gefeiert werden (und zu recht auf dem Lehrplan Zentralabi 2014 stehen.).
Die 10-jährige (?) Sarah wird im August 1942 in Paris von der französischen Polizei deportiert und mit ihren Eltern in einer Radsporthalle (Velodrom) mit 76000 (sechsundsiebzigtausend) weiteren Juden bei zwei Toiletten und ohne Lebensmittel eingepfercht. Um ihn vor der Polizei zu schützen hat sie zuvor ihren Bruder in einen Schrank gesperrt mit dem Versprechen, sie komme gleich zurück. Tage später kann sie sich aus dem Transitlager Beaune-la-Rolande befreien und kehrt in die alte Wohnung zurück, wo sie ihren Bruder nur noch tot vorfindet.
Parallel geschnitten ist die Geschichte mit einer amerikanischen Journalistin, die mit ihrem französischen Mann und ihrer Tochter nach Paris zieht und nach und nach erfährt, dass dessen Familie im August 1942 in Sarahs Wohnung zog, in der der tote Junge im Schrank lag. Daran zerbricht ihre Ehe.
Für alle Lerngruppen standen also wirklich schwere und ernste Filme an. Gleichzeitig hatten sie ein Kinoerlebnis, in dem nicht Fun und Spaß im Vordergrund standen, sondern ehrliche und lebensnahe Geschichten. Die Schüler konnten die wichtige Erfahrung machen, dass Kino nicht nur Fun und Action ist, sondern den Betrachter auch persönlich und menschlich weiterbringen kann. Trotzdem haben sie darum gebeten, dass die Französischlehrer nächstes Jahr wieder einen lustigen Film aussuchen. Und das ist jetzt auch wieder an der Reihe …
M. Koch
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