Sally Perel zu Besuch – Geschichte aus einer anderen Perspektive
Geschichte hautnah erleben. Das wurde der Gesamtschule Weierheide am 15.03.2018 ermöglicht. Wir hatten zum zweiten Mal die Ehre, Sally Perel, auch als „Hitlerjunge Salomon“ bekannt, auf unserer Schule herzlich willkommen zu heißen.
Dabei versammelten sich die Schüler/-innen der Oberstufe und ein Teil des Lehrerkollegiums im Forum, um diesem Zeitzeugen, der die Zeit des Nationalsozialismus miterlebt hat, zuzuhören. Als er um ca. 11.00 Uhr mit seinem Vortrag beginnt, wird das Forum zum absoluten Ort der Stille.
Die frühzeitige Trennung von seiner Familie und die gemeinsame Flucht mit seinem älteren Bruder von seinem Zuhause waren ein Wendepunkt in seinem Leben. Die folgenden 2 Jahre, welche er in einem Waisenhaus in Russland verbracht hatte, waren für ihn verbunden mit der Sehnsucht nach seiner Familie, was ihn sehr mitgenommen hat.
Doch wie wurde er zum ,,Hitlerjungen Salomon“?
Als die Soldaten der deutschen Wehrmacht kurz davor waren, ihn weil er ein Jude war umzubringen, gelingt es ihm mit einer Lüge, sich als Volksdeutscher – Joseph Peters – auszugeben, nachdem er seinen echten Ausweis zuvor vergraben hatte.
Natürlich war das keine einfache Entscheidung für ihn, denn schließlich musste er sich zwischen den letzten Worten seiner Mutter: „ Du sollst Leben!“ und denen seines Vaters: „Bleib Jude!“ entscheiden. Letztlich haben die mütterlichen Worte „Du sollst Leben!“ gesiegt und ihm die nötige Kraft gegeben.
Doch welche Folgen sich aus dieser Lüge für sein zukünftiges Leben ergeben würden, konnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.
„Versteckt unter der Haut des Feindes“ ging sein Leben zunächst weiter, doch nach und nach hat dies seine Denkweise stark beeinflusst. Die nationalsozialistische Ideologie hat sich auf ihn übertragen, so dass er irgendwann die Gefühle und
Gedanken der anderen Hitlerjungen teilte. Das sich bald ergebende „Doppelleben“, die “Spaltung seiner Seele“ in zwei Teile – Jude & Nationalsozialist – hat bei ihm bis heute noch Spuren hinterlassen.
Doch für ihn war seine Entscheidung kein Verrat an seinem Volk, sowohl aus damaliger als auch aus heutiger Sicht. Denn das Menschenleben steht für ihn an erster Stelle. Während der Zeit, getarnt als Hitlerjunge, hat ihn die Angst, jede Sekunde entdeckt und umgebracht zu werden, verfolgt. Viele Erlebnisse begleiten ihn noch tagtäglich, aber auch mit bestimmten Fragestellungen setzt er sich noch auseinander. Wie man sieht, trotz dieser langen Zeit, lassen sich die Ereignisse nicht so einfach vergessen. Sie bleiben ein Teil von seinem Leben, welche dieses stark geprägt haben.
Als er zum Ende gelangt, gibt er uns Schülern noch einen bestimmten Auftrag mit auf den Weg: „Ihr seid ab jetzt Zeitzeugen!“. Damit will er sagen, dass wir diese Geschichte weiter überbringen sollen und dies von Generation zu Generation. Und das aus dem einen Grund: Er möchte verhindern, dass sich so schreckliche Ereignisse wiederholen.
Es ist wichtig, die Vergangenheit nicht einfach auszublenden,sondern diese genau zu kennen, denn die Geschichte lehrt uns, welche Fehler begangen wurden und wie man diese in Gegenwart und Zukunft vermeiden kann. Er betont, dass wir es den zahlreichen Opfern des Krieges – den zahlreichen unschuldigen Kindern, welche auf brutalste Art umgebracht wurden – schuldig sind. Zudem möchte er die Menschen vor so einem Schicksal, welches ihm zugestoßen ist, bewahren.
Seine Lebensgeschichte, welche er mit Emotionen, aber auch Humor erzählt hat, fesselte die Zuhörer und ging dabei sehr ans Herz, wobei manche sogar zu Tränen gerührt waren.
Das Interesse der Zuhörer war deutlich zu spüren, nicht nur durch ihre Aufmerksamkeit und der daraus resultierenden Ruhe im Raum, sondern auch durch die vielen Fragen, welche nachträglich an Sally Perel gestellt wurden. Dabei kamen seine Ansichten bezüglich vieler Themen zum Vorschein, wie z.B. die Existenz Gottes oder die derzeitige politische Lage in Israel. Anschließend hatte man die Möglichkeit seine Autobiografie „Ich war Hitlerjunge Salomon“, wie auch die Verfilmung dieses Buches zu kaufen, diese von ihm persönlich signieren zu lassen und ggf. in ein kleines Gespräch mit ihm zu kommen. Auch hier bestätigte sich das Interesse der Zuhörer an Sally Perel und an seiner Geschichte.
Wiederholt zeigt sich, dass die Vergangenheit Deutschlands nicht an allen spurlos vorbeizieht. Durch Sally Perel haben wir die Chance erhalten, aus erster Quelle zu erfahren was damals geschah. Auch hat er uns einen Einblick in seine Lebensgeschichte gegeben. Zudem beweist er mit seiner Geschichte, dass „Zeitzeugen die besten Geschichtslehrer“ sind und wir danken ihm hiermit nochmals herzlich für seinen Besuch bei der Gesamtschule Weierheide und wünschen ihm nur das Beste auf seinem weiteren Weg.
Dzenita Gazibegovic
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